Vom Himmelskalender zur Deutung der Seele.
Ursprung der Astrologie – Der Blick in den Himmel als Urimpuls
Die Geschichte der Astrologie reicht mehrere Tausend Jahre zurück. Schon früh beobachteten Menschen die Gestirne und versuchten, Zusammenhänge zwischen Himmelsphänomenen und Ereignissen auf der Erde zu erkennen.
Astrologie entstand aus einer tiefen Verbindung zur Natur, zum Zeitgeschehen und zum göttlich empfundenen Kosmos.
Die ältesten Spuren astrologischer Denkweise finden sich in:
- Mesopotamien (Babylonien, ab ca. 2000 v. Chr.)
- Ägypten
- Indien
- China
In Babylon betrachtete man Himmel und Erde als untrennbar miteinander verwoben. Hier entstanden die ersten Sternenkataloge und Planetentabellen.
Um 600 v. Chr. wurde der uns heute bekannte Tierkreis entwickelt, der die Grundlage für die westliche Astrologie bildet.
Aufgaben der Astrologen in der Antike
In frühen Kulturen waren Astrologen zugleich Priester, Mathematiker und Berater.
Ihre Hauptaufgaben bestanden nicht in Persönlichkeitsanalysen, sondern in:
- Der Vorhersage von Naturereignissen (z. B. Sonnenfinsternissen, Wetterphänomenen)
- Der Bestimmung günstiger Zeitpunkte für Krieg, Ernte und religiöse Rituale
- Der Beratung von Herrschern und Königen
- Der Interpretation göttlicher Zeichen als Teil religiöser Praxis
In Babylon galt das Prinzip: „Wie oben, so unten“.
Himmelszeichen wurden als göttliche Botschaften verstanden, die es zu entschlüsseln galt. Astrologen erfüllten dabei eine fast heilige Aufgabe im Dienst der Gemeinschaft.
Bekannte Astrologen der Geschichte
Im Laufe der Jahrhunderte brachte die Astrologie zahlreiche bedeutende Persönlichkeiten hervor:
- Claudius Ptolemäus (2. Jh. n. Chr.)
- Griechisch-römischer Gelehrter
- Autor des Tetrabiblos, einem Grundlagentext der klassischen Astrologie
- Kombinierte Mathematik, Geografie und Astrologie zu einem systematischen Lehrgebäude
- Abū Maʿshar al-Balkhī (9. Jh.)
- Islamischer Gelehrter, bekannt als Albumasar
- Vermittelte antikes Wissen an das mittelalterliche Europa
- Galt als Brücke zwischen griechischer und arabischer Astrologie
- Johannes Kepler (1571–1630)
- Astronom und Mathematiker
- Verfasste astrologische Horoskope und verband astrologisches Denken mit wissenschaftlicher Beobachtung
- William Lilly (1602–1681)
- Englischer Astrologe der Renaissance
- Spezialist für Stundenastrologie (Horary Astrology)
- Autor des Werkes Christian Astrology, das bis heute ein Standardwerk ist
Wer nahm astrologische Dienste in Anspruch?
Über viele Jahrhunderte hinweg war Astrologie ein wertvolles Instrument der politischen und religiösen Eliten.
Astrologische Beratung wurde in Anspruch genommen von:
- Königen und Kaisern (z. B. Augustus, Karl der Große)
- Kirchenmännern (auch innerhalb des Vatikans wurden astrologische Kalender genutzt)
- Medizinern (Hippokrates sagte: „Ein Arzt ohne Kenntnisse der Astrologie ist eher ein Narr als ein Arzt.“)
- Philosophen und Wissenschaftlern (z. B. Newton und Galilei – beide vertrauten astrologischen Prinzipien)
Im Mittelalter war Astrologie fester Bestandteil universitärer Bildung und wurde zusammen mit Mathematik, Musik und Theologie gelehrt.
Mythologie und Astrologie – Götter am Himmel
Die Verbindung zwischen Astrologie und Mythologie ist tief verwurzelt.
Die Planeten wurden mythologischen Gottheiten zugeordnet und ihre Bewegungen galten als Ausdruck göttlichen Willens:
- Mars = Ares → Krieg, Durchsetzung, Mut
- Venus = Aphrodite → Liebe, Schönheit, Verbindung
- Saturn = Chronos → Zeit, Begrenzung, Prüfung
- Jupiter = Zeus → Expansion, Fülle, Autorität
Diese archetypischen Bedeutungen prägen bis heute die Deutung in der psychologischen Astrologie und verleihen ihr eine symbolische Tiefe.
Interessante Fakten zur Entstehung der Astrologie
- Bereits um 500 v. Chr. entwickelten babylonische Astrologen erste Formen der Horoskop-Erstellung – ursprünglich ausschließlich für Könige.
- In der indischen Astrologie (Jyotish) spielt das Konzept des karmischen Erbes eine zentrale Rolle. Sie entwickelte sich unabhängig, aber parallel zur westlichen Astrologie.
- Im Mittelalter war Astrologie eng mit der Medizin verbunden: Jeder Pflanze und jedem Organ wurde ein Planet zugeordnet.
- Der Begriff Horoskop stammt aus dem Griechischen (hōra = Stunde, skopein = betrachten) und bedeutet „Betrachtung der Stunde“.
Fazit
Die Astrologie ist eines der ältesten geistigen Systeme der Menschheit, entstanden aus dem tiefen Wunsch, Sinn und Ordnung im Kosmos zu erkennen.
Vom babylonischen Priester bis zum modernen Astrologen spannt sich eine ungebrochene Linie, die zeigt: Astrologie war nie bloße „Sterndeuterei“, sondern immer auch Psychologie, Philosophie und spirituelle Praxis zugleich.
Die Geschichte der Astrologie spiegelt die Menschheitsgeschichte wider – sie erzählt von unserem ewigen Streben, das Unsichtbare zu verstehen und in Einklang mit den Himmelskräften zu leben.